Von Bornheim geht es erstmal weiter an der östlichen Küste entlang. Die Küste ist mit engbebaut. Hier im Süden gibt es kaum bis gar keine Möglichkeiten außerhalb von Stell- oder Campingplätzen zu übernachten. Dennoch die Landschaft ist wunderschön und es ist wieder ein anderes Norwegen, welches ich kennenlerne. Vom Übernachtungsort geht es erstmal auf der Insel bis zum südlichen Ende nach Verdens Ende. Hier mündet der Olsofjord ins Skagerrak. Es liegen einige Felsinseln für der großen Insel. Auf einige von ihnen kann man über Brücken und Stege hinüberlaufen. Es ist erstaunlich wieviele Pflanzen sich auf diesen kargen und stürmischen Felsen halten können. Insbesondere wenn man bedenkt, dass sich hier des Öfteren – zum Beispiel bei Sturmlagen – Salzwasser über die Pflanzen ergießt. Man findet dort unter anderem Heidekraut – einmal mehr bin ich von der Pflanze überrascht.
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Ich verlasse Tjøme und fahre an der Küste entlang und komme durch Larvik. Larvik ist einer der Fährhäfen mit Verbindungen nach Hirtshals in Dänemark. Teilweise führen zwar kleine Straßen auch sehr nah an der Küste entlang, aber diese sind führen oft durch Dörfer oder zu Ferienanlagen. Über die App Norcamp suche ich mir einen Campingplatz in der Nähe von Langesund.
Dieser Campingplatz ist relativ groß, gut besucht und auch relativ teuer. Ich stelle mich hinter einen italienischen VW California. Es regnet mal wieder. Da wir nicht gerade stehen versuchen zuerst die Italiener etwas umzuparken. Der California besitzt offensichtlich nur Frontantrieb und hat auf der nassen Wiese größere Problem überhaupt vom Fleck zu kommen. Ich freue mich über den Allradantrieb starte den Motor passe meine Position ohne Probleme an. In einer Regenpause laufe ich etwas durch den Badebereich und die Natur auf dem Gelände. Morgens fahre ich erstmal nach Langesund. Auch Langesund ist ein Fährhafen, allerdings ein sehr kleiner und ich frage mich wie die Schiffe überhaupt be- und entladen werden ohne größere Hafenanlagen. Der Ort selbst ist schön aber sehr klein und verwinkelt. Ich fahre weiter Richtung Süden. Meine Routenentscheidung führt mich etwas landeinwärts auf enge kurvige Strassen. Etwas überrascht bin ich als ich auf einen großen dreiachsigen Muldenkipper auflaufe. In Deutschland dürfen die nicht alleine auf den Straßen unterwegs sein. Aber in Norwegen habe ich schon öfters Fahrzeuge auf engen Straßen gesehen, welche ich dort nicht erwartet hätte.
An einem kleinen See mitten in der Natur mache ich Mittagspause. Weiter geht es wieder an die Küste und über viele kleine Straßen durch unzählige Orte. Nachmittags suche ich mir wieder einen Platz für die Nacht und entscheide mich für Brevigstrand. Hier stehen viele Hütten und Wohnagen von Dauercampern, aber direkt am Wasser ist für Durchreisende Platz. Ich geniesse den Ausblick und unterhalte mich lange mit Reisenden aus Schleswig nebenan. Am nächsten Tag dauert es lange bis ich aufbreche, da wir schon wieder ins Gespräch vertieft sind. Eine dieser wundervollen Begegnungen unterwegs.
Ich folge weiter der Küste und bin mittags in Risør (Link zur englischen Visit Norway-Site). Dort entdecke ich oben auf einem Berg eine alte Festungsanlage. Diese wurde von den Deutschen im zweiten Weltkrieg wieder in Betrieb genommen und ausgebaut. Die Geschichte ist überall in Norwegen präsent. Ich kann an Monumenten der dunklen deutschen Geschichte nicht einfach vorbeigehen.
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Noch voll mit Eindrücken aus Risør mache ich mich wieder auf meinen Weg die Küste entlang. Unzählige Nebenstraßen, Küstenabschnitte und kleine Orte begleiten mich auf dem Weg nach Süden. Am späteren Nachmittag mache ich mich auf die Suche nach einer Unterkunft und werde beim Campingplatz Morvigsanden fündig. Die sehr einfache Ausstattung der Sanitäranlagen kenne ich eigentlich eher von Übungswochenende mit dem THW. Abends ist die Wiese noch einigermaßen trocken und gut befahrbar. So wage ich mich nach vorne direkt an den Fjord. Am nächsten Tag steht das Wasser teilweise mehrere Zentimeter hoch auf der Wiese und einmal mehr bin ich froh Allrad im Bus zu haben.
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Kristiansand ist nur knapp 40km entfernt. Da die Strecken um Kristiansand nicht besonders schön zu fahren sind, beschliesse ich etwas landeinwärts zu fahren und so auch auf weiterhin auf mautfreie Nebenstraßen zu setzen. Nach wunderschönen Bergstraßen nähere ich mich dem südlichsten Punkt auf dem Festland Norwegens – Lindesnes Fyr. Kurz vor 14 Uhr bin ich dort. Ich besorge mir ein Ticket für die Nacht. Auf dem Parkplatz darf man mit dem Camper übernachten und der Ort ist spannend.
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Das Wetter ist immer noch wechselhaft. Der Wind ist stürmisch an den Felsen der Küste. Während eines Regenschauers verziehe ich mich erstmal in Rico und warte die Zeit ab. Gegen Abend bessert sich die Wetterlage. Es wird trocken und ich besuche den Leuchtturm und schaue mir die Aussenanlagen an. Am Fuße des Leuchtturms treffe ich auf einen der Leuchtwärter – der Leuchtturm ist der einzige bemannte in Norwegen. Er spricht auch Deutsch und so kommen wir ins Gespräch und unterhalten uns eine Weile bis er zum Turm muss, um das Licht einzuschalten.
Abends schaue ich mehrfach raus um das Licht zu beobachten, aber wirklich lange halte ich es in den Sturmböen nicht mehr aus. Ich überlege abends noch eine Weile welche Richtung ich einschlagen soll. Meine ursprüngliche Planung war halt Oslofjord und Ostküste entlang. Selbst der Bus wackelt im Wind. Eine etwas andere Nacht beginnt. Das Schaukeln ist nicht rythmisch und reisst mich immer wieder aus dem Schlaf.
Am nächsten Morgen starte ich Richtung Norden ins Landesinnere. Ich habe mich entschieden ein paar Tage in den Bergen zu verbringen. Genug von engbebauten Küstenabschnitten. So fahre ich – wie so oft – ohne konkrete Routenplanung und finde mich auf der E9 wieder. Am späten Nachmittag kehre ich auf einem Campingplatz am Byglandsfjorden ein. Mit Rico falle ich etwas aus dem vorherrschendem Standardcampingschema. Kein Hymer XY und mit einem selbstausgebauten Van bin ich dort alleine und irgendwie fühlt es sich nicht so behaglich, wie auf diversen anderen Plätzen. Dennoch ich nutze die Gelegenheit Klamotten zu waschen.
Am nächsten Morgen folge ich der E9 durch die Berge und biege bei Nomeland Richtung Westen ab. Die kleine Straße verspricht eine interessante Route zu werden. Ich finde mich in einer kargen Fjelllandschaft wieder. Die Landschaft ist atemberaubend schön. Nachmittags suche ich mir eine Unterkunft. Die Auswahl ist begrenzt aber in Tjørhom werde ich fündig.
Am nächsten Morgen fahre ich ein Stück wieder zurück und folge einer noch kleineren Bergstrasse es ist Sonntag und relativ viele Ausflügler geniessen ihren Sonntag in der Natur. Auf der Straße liegen immer wieder mal Schafe in der Sonne. Die Tiere liegen zum Teil mitten im Weg. Mit viel Freude folge ich der Strasse. Plötzlich geht es in Serpentinen wieder ins Tal. Mitten auf der Strecke ein steiler einspuriger Tunnel mit Spitzkehre. Die Norweger sind da tiefenentspannt. Unten angekommen stelle fest das ich in Lysebotn am Ende des Lysefjords angekommen bin. Ich laufe kurz am Wasser herum und stelle fest von hier aus geht es nur mit einer kleinen Fähre nach Stavanger oder zurück über die Berge. Es ist eine Sackgasse. Ich drehe um und will bevor es dunkel wird die Strecke zurückfahren. Im Bereich der Kurve im Tunnel komme ich auf eine Unfallstelle zu. Ein deutscher Motorradfahrer ist in der Kurve auf Sand und kleinen Steinen weggerutscht und mit der Schulter gegen einen Richtungspfeil geprallt.
Mit zwei norwegischen Motorradfahrerinnen und den Freunden des verunfallten Bikers helfe ich vor Ort. Die Norwegerinnen stellen den Kontakt zum Rettungsdienst her und kümmern sich um den Verletzten. Ich sichere die Unfallstelle und bremse den talwärts fahrenden Verkehr, da die Unfallstelle schlecht einsehbar ist. Nach einiger Zeit kommt die Information, dass der Rettungshubschrauber in Lysebotn landet und wir den Verletzten hinunterbringen müssen. So verfrachten wir ihn in den Bus und ich bringe ihn zum Hubschrauber am Hafen.
Mit seinen Freunden sammle ich das Gepäck ein und werde von ihnen eingeladen den Abend mit ihnen in Lysebotn zu verbingen. Wir essen gemeinsam und unterhalten uns einige Zeit bis ich abends müde zurück in den Bus steige. Eine interessante Woche geht aufregend zu Ende. Der Verletzte hat sich das Schlüsselbein gebrochen und ist ansonsten wohlauf. Er war zum Glück langsam unterwegs und hat so schlimmeres verhindert.
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